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Konferenz auf Griechisch

Copyrigth: Fritz Niemann
Heute waren wir mal wieder auf einer interessanten Konferenz im Hotel Epinal über die Entwicklung sogenannter SMEs (Small and Medium Enterprises) - dieses Mal ausgerichtet vom Außenministerium des griechischen Nachbarlandes. Alle bekannten Köpfe waren da: Professor Igor, Professor Dragan und etliche andere vertraute Gesichter. Es war wirklich hochspannend, den auf Griechisch gehaltenen Reden zu lauschen, die dann auf Makedonisch übersetzt wurden. Wir waren aber nicht die Einzigen im Publikum, die ab und zu gähnen mussten. Alle - auch die Herren auf dem Podium - schienen auf das Hauptereignis des Tages zu warten: das große Mittagessen. Doch dazu später - denn auf dem Podium saß auch ein deutscher Berater, der sich dort in einer Selbstgefälligkeit präsentierte, daß es einem als Landsmann eigentlich nur schlecht werden konnte. Er stellte sich als Dr. S. vor, tätig für eine größere deutsche Beratungsgesellschaft aus Hamburg. Und eines machte er den Anwesenden schnell klar: er wusste Bescheid über Makedonien, besser als alle Anderen in diesem Raum. Daß er mit seinem geschmackvollen Anzug nicht mal in eine Vorstadtdiskothek in - sagen wir mal - Erding hineingekommen wäre, durfte da keine Rolle spielen. Der Grund für die wirtschaftliche Schwäche Makedoniens - und das wusste er genau - sei, daß sich in dem kleinen Land zwar Alle kennen würden, aber die Geschäftsleute nicht miteinander sprechen würden. It´s the communication, stupid? Ja, klar, Dr. S. - Gott sei Dank gibt es Charmebolzen wie Dich, die mit das Land mit ihren kommunikativen Fähigkeiten mal so richtig aufmischen.Copyrigth: Fritz Niemann
Nachdem immer mehr Leute im Publikum ihr Gähnen nicht unterdrücken konnten unterbrach Professor Dragan die Konferenz kurzerhand und bat zum Mittagessen, was von allen Anwesenden mit dankbaren Zustimmungsrufen quittiert wurde. Die Menge bewegte sich ins Restaurant des Epinal und wir teilten einen Tisch mit Professor Dragan, Dr. S., einem sehr freundlichen griechichen Professor (im Bild links) und Pece, dem makedonischen Assistenten von Dr. S., mit dem ich mich länger unterhielt. Peces Frau ist Deutsche und er sprach ein geschliffenes Deutsch. Auf seine Frage, wie viel ich wiege, antwortete ich 82 Kilo. Pece meinte, dass ein echter Mann mindestens 100 Kilo wiegen müsse (so wie er) - das hätte viele Vorteile: im Winter spende der Körper Wärme und im Sommer Schatten. Alaaf. Noch bevor die Vorspeise serviert wurde, lud Professor Dragan zur Rakija-Runde, der ich mich nicht verweigern konnte und wir unterhielten uns über Makedonien und mit Dr. S. über Emissionszertifikate ("Da ist Musik drin"). Nachdem die meisten gegangen waren, erzählte uns die Übersetzerin von Dr. S. noch, wie peinlich es ihr gewesen sei, die Bemerkung über die mangelnde Kommunikation zu übersetzen und wie schlecht das bei den Anwesenden angekommen wären. Kann man sich vorstellen. Vielleicht sollten manche Leute bei ihren Zertifikaten bleiben. Da das Mittagessen umfassend ausfiel, war eine Siesta unausweichlich. Wer sich das Ganze noch im Kurzfilm ansehen will, der kann das jetzt tun.