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Das Roma-Viertel ist connected

Copyright: Fritz NiemannUm Punkt 10 Uhr holt Professor Igor Nedelkovski („You can call me Professor Igor“) Lisa und mich aus dem ATA-Büro, das in der Technischen Fakultät von Bitola liegt. Professor Igor lehrt Multimedia und Webdesign und hat heute seinen großen Tag: Es ist ihm gelungen, mitten in dem am Rand von Bitola (man könnte fast fragen: wo sonst?) gelegenen Roma-Viertel mit EU-Geldern ein Multimedia-Zentrum aufzubauen. 25 nagelneue Computer mit schnellem Internet-Anschluss, für alle frei zugänglich, alles von eigens geschulten Roma selbst verwaltet. Knapp drei Prozent der Einwohner von Bitola sind Roma. Rund dreißig Prozent von ihnen sind, laut Professor Igor, nicht fähig zu lesen und zu schreiben. Die Arbeitslosenraten liegt offiziell bei über achtzig Prozent, obwohl Igor meint, dass es ihnen so schlecht nicht ginge. Er nennt es diplomatisch Graumarkt. Jedenfalls haben sie jetzt modernere Computer, als er sie in seiner Fakultät jemals gehabt habt, wie er leicht neidvoll bemerkt. Heute wird das Zentrum, das auf einem Hügel mit Bergblick inmitten des Roma-Viertels liegt, offiziell eingeweiht. Bitolas Bürgermeister Vladimir Taleski kommt und auch seine Exzellenz, the Special Representative of the European Union to Macedonia, der Ire Erwan Fouéré, gibt sich die Ehre.
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Professor Igor ist zurecht stolz. Obwohl er seine Rede auf makedonisch hielt, war herauszuhören, dass sich das Zentrum größter Beliebtheit erfreut und von der Bevölkerung des Viertels gut angenommen wird. Rechts oben: ein Comic, der für das Zentrum wirbt.
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Vladimir Taleski, der Bürgermeister von Bitola, mit einem Mitarbeiter des Multimedia-Zentrums und Professor Igor. Rechts oben: Erwan Fouéré, EU-Botschafter, mit einem Mitarbeiter, der nicht weiß, wohin mit dem überreichten Präsent.
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Besucher des Zentrums. Wie Professor Igor ausführte, ist es seit der Eröffnung des Zentrums vor einem Jahr (heute war die offizielle Eröffnung) gelungen, die Analphabetenrate im Viertel signifikant zu senken.

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Am Ende der Veranstaltung gab es Salzstangen und alle waren guter Stimmung. Es ist zu hoffen, dass die EU häufiger Geld für solch sinnvolle Projekte ausgibt, als dafür, auch noch die letzte Autobahn in Nordgriechenland zu einem dreispurigen Highway auszubauen.