Durch Makedonien nach Makedonien
09/03/07 20:09 in:Bitola
Kristian und
Slobodan hießen meine Begleiter. Mit den Brüdern fuhr ich vom
Flughafen in Thessaloniki bis nach Bitola. Sie verdingen sich beide
als Hochzeitsfotografen und führen so eine alte Familientradition
fort. Die Reise ging an allerhand historischen Stätten und etwa
fünfzehn Steinkohlekraftwerken durch den Nordteil Griechenlands,
Stammlands Alexander des Großen, das auch Makedonien heisst,
weshalb Makedonien nach einem kleinen - sicher nicht böse gemeinten
- , von 1993 bis 1995 dauernden griechischen Handelsembargo jetzt
FYROM (= Former Yougoslav Republic of Macedonia) genannt wird, was
die Makedonier verständlicherweise nicht erfreut. Alles klar?
Immerhin haben die USA Makedonien (FYROM) als „Republic of
Macedonia“ anerkannt, was laut meinem Fahrer Kristian unter der
Regentschaft von George W. Bush geschah, um die in den USA lebenden
Griechen zu ärgern, da diese traditionell den Demokraten zugeneigt
sind. Nach gut zwei Stunden Fahrt habe ich seit langem mal wieder
ein paar Zöllner gesehen, die es sich nicht nehmen liessen, alles
eingehend zu kontrollieren, und gedacht, dass es gut ist, dass es
das Schengener Abkommen gibt. Von der Grenze sind es nur noch
vierzehn Kilometer bis Bitola. Im Hotel traf ich endlich Lisa. Nach
der Begrüßung ging es zusammen mit Erik, ihrem Boss aus Amsterdam,
gleich weiter zu Wera, die eine Wohnung vermietet, die Lisa gerne
mieten will. Wera ist Professorin für Psychiatrie, spricht
ansehnlich französisch und ist warnenden Stimmen zufolge - Bitola
ist klein - spielsüchtig und verschuldet. Vielleicht ist das der
Grund, weshalb sie von Lisa vier Monatsmieten cash im Voraus haben
will. Es folgte eine einstündige Verhandlung und eine Runde Raki
aus dem aufklappbaren, gut gefüllten Globus (ich befürchte, die
Professorin hat auch noch andere Süchte) und die Einigung auf drei
Monatsmieten. Sollte Wera von ihrem Trip ins Casino nach
Thessaloniki heil zurückkehren, können wir nächste Woche einziehen.
Abends wurde in Bitola
Frauentag gefeiert, weshalb die meisten Restaurants voller
Frauengruppen waren. Wir fanden doch noch eines, das Platz für uns
hatte: das Bodrum. Der die zarten Cevapcici hervorragend
begleitende makedonische Rotwein hieß T´ga za jug, was übersetzt
„Sehnsucht nach dem Süden“ heisst. Ein ziemlich beeriger Tropfen,
aber gut trinkbar. Makedonien
ist Deutschland übrigens einen großen Schritt voraus: in fast allen
gastronomischen Einrichtungen gibt es einen Raucher- und einen
Nichtraucherraum. Das ist fortschrittlich. Seltsam ist aber, dass eigentlich immer in
beiden Teilen geraucht wird - vor, während und nach dem Essen.
Vielleicht eine Lösung für Deutschland?