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Durch Makedonien nach Makedonien

Copyright: Fritz NiemannKristian und Slobodan hießen meine Begleiter. Mit den Brüdern fuhr ich vom Flughafen in Thessaloniki bis nach Bitola. Sie verdingen sich beide als Hochzeitsfotografen und führen so eine alte Familientradition fort. Die Reise ging an allerhand historischen Stätten und etwa fünfzehn Steinkohlekraftwerken durch den Nordteil Griechenlands, Stammlands Alexander des Großen, das auch Makedonien heisst, weshalb Makedonien nach einem kleinen - sicher nicht böse gemeinten - , von 1993 bis 1995 dauernden griechischen Handelsembargo jetzt FYROM (= Former Yougoslav Republic of Macedonia) genannt wird, was die Makedonier verständlicherweise nicht erfreut. Alles klar? Immerhin haben die USA Makedonien (FYROM) als „Republic of Macedonia“ anerkannt, was laut meinem Fahrer Kristian unter der Regentschaft von George W. Bush geschah, um die in den USA lebenden Griechen zu ärgern, da diese traditionell den Demokraten zugeneigt sind. Nach gut zwei Stunden Fahrt habe ich seit langem mal wieder ein paar Zöllner gesehen, die es sich nicht nehmen liessen, alles eingehend zu kontrollieren, und gedacht, dass es gut ist, dass es das Schengener Abkommen gibt. Von der Grenze sind es nur noch vierzehn Kilometer bis Bitola. Im Hotel traf ich endlich Lisa. Nach der Begrüßung ging es zusammen mit Erik, ihrem Boss aus Amsterdam, gleich weiter zu Wera, die eine Wohnung vermietet, die Lisa gerne mieten will. Wera ist Professorin für Psychiatrie, spricht ansehnlich französisch und ist warnenden Stimmen zufolge - Bitola ist klein - spielsüchtig und verschuldet. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie von Lisa vier Monatsmieten cash im Voraus haben will. Es folgte eine einstündige Verhandlung und eine Runde Raki aus dem aufklappbaren, gut gefüllten Globus (ich befürchte, die Professorin hat auch noch andere Süchte) und die Einigung auf drei Monatsmieten. Sollte Wera von ihrem Trip ins Casino nach Thessaloniki heil zurückkehren, können wir nächste Woche einziehen. Abends wurde in Bitola Frauentag gefeiert, weshalb die meisten Restaurants voller Frauengruppen waren. Wir fanden doch noch eines, das Platz für uns hatte: das Bodrum. Der die zarten Cevapcici hervorragend begleitende makedonische Rotwein hieß T´ga za jug, was übersetzt „Sehnsucht nach dem Süden“ heisst. Ein ziemlich beeriger Tropfen, aber gut trinkbar. Makedonien ist Deutschland übrigens einen großen Schritt voraus: in fast allen gastronomischen Einrichtungen gibt es einen Raucher- und einen Nichtraucherraum. Das ist fortschrittlich. Seltsam ist aber, dass eigentlich immer in beiden Teilen geraucht wird - vor, während und nach dem Essen. Vielleicht eine Lösung für Deutschland?